22. März 2018

Kindswohl gegen sozialen Frieden

Vor fast genau drei Jahren hat der Bündner Grosse Rat im Einklang mit der Regierung beschlossen, dass die Fremdspracheninitiative ungültig sei. Die Gerichte sahen das anders und gaben den Initianten recht – im Juni diskutiert der Bündner Grosse Rat die Fremdspracheninitiative deshalb ein zweites Mal, bevor die Stimmberechtigten an der Urne das letzte Wort haben. Es geht jetzt aber nicht mehr um die letztlich juristische Spitzfindigkeit, ob die Initiative in offensichtlichem Widerspruch zum übergeordneten Recht stehe. Sondern es geht darum, wie sehr der Kanton am austarierten System der Mehrsprachigkeit an den Bündner Volksschulen herumschrauben will, um im Gegenzug schwächere Schüler zu entlasten, die in der Primarstufe nur eine Fremdsprache lernen müssten statt zwei. 
Diskutieren - und dann ablehnen, Südostschweiz, 22.3. Kommentar von Reto Furter


Und es geht darum, dass dies nicht gratis zu haben sein wird.Vielmehr kommen auf den Kanton und auf die Gemeinden und Schulträgerschaften sehr hohe Kosten und sehr grosse Probleme zu. Gewiss, das Wohl der Schulkinder ist wichtig – das sage ich nicht zuletzt als Vater. Zwar wird man leistungsschwache Schüler von der zweiten obligatorischen Fremdsprache befreien können – aber dies ist dann im Zeugnis vermerkt und kann nachteilig sein, wenn es etwa darum geht, eine Lehrstelle zu finden. Wie viele Kinder Mühe haben mit den beiden Fremdsprachen in der Primarschule, wird sich zeigen.Voreilig unterschätzen sollte man die Kinder nicht. Umso stärker muss der soziale Frieden im Kanton gewichtet werden. Setzt man in deutschsprachigen Teilen zukünftig auf Englisch, lässt man die Romanen und Italienischbündner, für die Deutsch überlebenswichtig ist, im Regen stehen. Das ist die Diskussion, die jetzt geführt werden muss. Sie wird zeigen, ob die Dreisprachigkeit noch lebendiges Kulturgut ist. Oder schon toter Buchstabe.

1 Kommentar:

  1. Welch abstruse Gegenüberstellung: Kindswohl oder sozialer Friede. Ausserdem scheint der Journalist gar nicht zu wissen, worum es geht: "Zwar wird man leistungsschwache Schüler von der zweiten obligatorischen Fremdsprache befreien können – aber dies ist dann im Zeugnis vermerkt und kann nachteilig sein, wenn es etwa darum geht, eine Lehrstelle zu finden." - Die Fremdspracheninitiative schafft keine Sprachen ab. Und die Befürchtung, man könnte Nachteile in der Berufswahl haben, wenn man in der Primar kein Italienisch hatte, ist ebenso abstrus, wie das Abwägen von Kindswohl und dem Sprachenfrieden.

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