20. März 2018

Hausaufgaben kein Thema in Zug

Die Gemeinde Kriens hat in der Zentralschweiz eine alte Diskussion angestossen: Sie hat die Hausaufgaben als solches abgeschafft – beziehungsweise das Erledigen dieser in die Schulstunden integriert. Damit sollen alle Kinder dieselben Voraussetzungen haben und in ihrer Freizeit entlastet werden.
"Ufzgi" sind in Zug fest verankert, Luzerner Zeitung, 20.3. von Zoe Gwerder


Im Kanton Zug sieht Bildungsdirektor Stephan Schleiss keinen Handlungsbedarf – im Gegenteil. Er bezeichnet es als «völlig unnötige Diskussion». «Die Kunst ist es, Hausaufgaben richtig zu erteilen». Der Schlüssel sei, dass es die Kinder selbstständig erledigen könnten, so Schleiss. «So kann man die Kinder ans eigenständige Arbeiten heranführen und sie lernen auch etwas machen zu müssen, obwohl sie lieber etwas anderes tun würden.

In Kriens wurde damit argumentiert, dass die Kinder mit der neuen Stundentafel bereits ausreichend in der Schule wären, und in ihrer Freizeit auch viel beschäftigt seien, weshalb man die Hausaufgaben in die Unterrichtszeit integriere. Schleiss sieht hier hingegen weniger die Schule in der Pflicht. «Ich finde auch, dass Freizeit wichtig ist.» Aus seiner Sicht ist es aber nicht Sache der Schule für noch mehr Freizeit zu sorgen, sondern eher jene der Eltern. «Viele Kinder werden mit so vielen zusätzlichen Terminen verbucht, sei es Nachhilfe, Sport, Pfadi oder Musik, dass sie kaum noch Freizeit haben.»

Anders als im Kanton Luzern wäre das Abschaffen der Hausaufgaben im Kanton Zug mit dem geltenden Gesetz wohl nicht möglich, so Schleiss. «Wir gehen im Moment davon aus, dass die Gemeinden das nicht dürfen.» Denn im Reglement ist das Erteilen von Hausaufgaben festgeschrieben. «Aber es heisst auch nicht, dass man Hausaufgaben erteilen muss. Trotzdem gehört es zum Schulauftrag.» Zudem sei die neue Stundentafel des Lehrplans 21 nicht auf Hausaufgaben während des Unterrichts ausgerichtet. «Alle Stunden sind für den Unterricht oder für begleitetes Studium reserviert.»

Abschaffen drängt offenbar nicht
Eine Umfrage bei mehreren Schulen im Kanton Zug ergibt dann auch, dass die Abschaffung der Hausaufgaben nicht zur Diskussion steht. Wenn es Diskussionen gebe, dann eher über die Dauer und den Inhalt jener, so der Tenor.

Der Lehrerinnen- und Lehrerverein des Kantons Zug würde hingegen einer Änderung der Hausaufgabenpraxis positiv gegenüberstehen – auch wenn es dabei nicht direkt ums Abschaffen der «Ufzgi» geht. Der Verein stellt sich hinter die Position des Schweizer Lehrer Dachverbandes «LCH». Dieser plädiert für die Einführung einer kostenlosen Hausaufgabenbetreuung, welche durch «fachlich und pädagogisch kompetente Personen» begleitet wird, wie es im Positionsschreiben heisst. Der Besuch dieser Betreuung soll freiwillig sein – mit der Ausnahme, dass Lehrer bei unzureichendem Schulerfolg einen Schüler für das Angebot verpflichten kann.

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