22. Februar 2018

Verlängerung der Lehrerausbildung ist falsch

Warum eine teure institutionelle Aufstockung der Lehrerausbildung nicht sinnvoll ist, und was die bessere Lösung wäre.
Nicht der richtige Weg, Tages Anzeiger, 21.2. von Raphaela Birrer


Neue Fächer wie Englisch, Medien und Informatik. Kinder mit besonderen Bedürfnissen und aus verschiedenen Kulturen. Eltern mit überhöhten Erwartungen. Die Ansprüche an die Lehrer sind in den ­letzten Jahren stark gestiegen. Viele dieser Faktoren werden bereits im Kindergarten zur Herausforderung, weshalb für diese Stufe mittlerweile in den meisten Kantonen die gleiche Ausbildung erforderlich ist wie für die Primarschule. Doch es wird zunehmend schwierig, die Lehrer im dreijährigen Bachelor-­Studium auf all diese Aufgaben ausreichend vorzubereiten. Deshalb erwägen die Rektoren der pädagogischen Hochschulen nun, die Ausbildung zum mindestens viereinhalbjährigen Master-Lehrgang auszuweiten.

Dass die Lehrer besser für die umfassenden Veränderungen in den Klassenzimmern gerüstet werden sollen, ist sinnvoll. Es ist aber fraglich, ob ein Master der richtige Weg dazu ist. Denn wegen des kombinierten Lehrgangs hätten künftig sogar Kindergärtnerinnen einen solchen Abschluss – und ein weiteres Berufsfeld wäre komplett akademisiert. Zudem wäre eine solche Reform sehr teuer. Nicht nur die Hochschulen müssten ihre Kapazitäten ausbauen. Auch die Löhne der Kindergarten- und Primarlehrer müssten auf jene der Sekundarstufe angehoben werden. Allein der Kanton Bern, der schweizweit nicht für eine ­besonders hohe Besoldung bekannt ist, rechnet mit Mehrkosten von 100 Millionen Franken pro Jahr.

Klage aus Schaffhausen abgewiesen
Angesichts der Sparprogramme in den Kantonen scheint das Vorhaben geradezu illusorisch. Dass sie nicht gewillt sind, in diesem Bereich Zugeständnisse zu machen, haben die Kantone im Streit mit den Kindergärtnerinnen mehrfach bewiesen. Diese fordern, dass ihr Lohn jenem der Primarlehrer angepasst wird. Erst am vergangenen Mittwoch hat das Bundesgericht eine Klage aus Schaffhausen abgewiesen.

Sinnvoller als eine teure institutionelle Aufstockung der Lehrerausbildung ist eine Investition in die gezielte Weiterbildung. Denn die Probleme unterscheiden sich in jedem Schulzimmer. Letztlich zeigt sich erst in der Praxis – und nicht in jahrelanger Theorie –, ­welche spezifischen Bedürfnisse eine Lehrperson hat. 


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