16. Februar 2018

Passepartout hat noch Rückhalt in Basel-Stadt

Das Baselbiet bereitet den Ausstieg aus dem Fremdsprachenprojekt Passepartout vor und zieht damit einen Schlussstrich unter die unerfreuliche Geschichte des Fremdsprachen-Unterrichts. Vor allem die Französisch-Lehrmittel stiessen bei Lehrpersonen und Eltern auf Unverständnis und Ablehnung.

In der Stadt Basel sehen die Pädagogen das Projekt etwas toleranter. Zwar kritisierten 67 Prozent in einer von der Kantonalen Schulkonferenz erhobenen Umfrage das Hörverstehen. Und 57 Prozent stellen beim freien Sprechen eine Verschlechterung fest. Doch grundsätzlich steht man hinter dem Projekt. «Es gibt diverse Verbesserungsempfehlungen unsererseits, aber die Zustimmung zur Mehrsprachendidaktik war in Basel-Stadt über 80 Prozent», sagt Gaby Hintermann, Präsidentin Kantonale Schulkonferenz.
Baselbieter Passepartout-Ausstieg stoppt Fahrplan der Städter nicht, Basler Zeitung, 15.2. von Franziska Laur


Allerdings konstatieren auch in der Stadt Eltern, ihre Kinder könnten nach zwei Jahren Französisch-Unterricht noch kein Gespräch im Alltag führen. Und Lehrpersonen finden die Lehrmittel schlecht aufgebaut und im Schulalltag schlecht umsetzbar. So zieht die Kantonale Schulkonferenz Basel-Stadt denn auch das Fazit, dass die Überarbeitung des Französisch-Lehrmittels nötig und die Lektionen-Dotation in der Stundentafel zu überprüfen und anzupassen sei.

Da warens nur noch fünf
Auch das Erziehungsdepartement Basel-Stadt unter seinem Direktor Conradin Cramer lässt sich vom bevorstehenden Ausstieg der Baselbieter aus dem Passepartout-Projekt nicht aus der Bahn werfen. Dieser Entscheid habe keine Auswirkungen auf das Vorgehen der Stadt. Das Projekt und die anschliessende Evaluation würden wie geplant über die Bühne gehen, sagt Mediensprecher Simon Thiriet.

Die Objektivität der Evaluation jedoch bezweifeln einige Bildungspolitiker. Landrat Jürg Wiedemann (Grüne Unabhängige) sagt, dass viele Lehrer gar nicht mit den neuen Lehrmitteln arbeiten, sondern eigene oder alte zur Hilfe nehmen. Übrigens räumte auch Passepartout-Projektleiter Reto Furter im Interview mit der BaZ Schwächen bei den Lehrmitteln ein (BaZ vom 25. Januar). Diese würden jedoch überarbeitet und auf die Länge würde sich das neue Fremdsprachen-Konzept bewähren.

Eine offene Frage ist die Kostenentwicklung. Da nur noch fünf von den ursprünglich sechs Kantonen (Basel-Stadt, Baselland, Bern, Solothurn, Freiburg und Wallis) beteiligt sind, könnten künftig beispielsweise die Lehrmittel teurer werden. Bis zum Ablauf der Vereinbarung zum Projekt Passepartout in diesem Sommer werden insgesamt 50 Millionen Franken investiert worden sein. Das Baselbiet hat sich das Projekt 12,5 Millionen Franken kosten lassen – eine Summe, die es sich jetzt ans Bein streichen muss. Der Kanton Basel-Stadt hat noch tiefer in die Tasche gegriffen, da er die Lehrer länger ausbildete.

«Basel soll zur Räson kommen»
«Das Parlament in Baselland hat in Konsequenz der konstant kritischen Rückmeldungen sowie negativer Resultate diverser Studien mutig reagiert», sagt die Basler Bildungspolitikerin Katja Christ (Grünliberale) zum Ausstieg der Baselbieter. Dieses Ende mit Schrecken sei eindeutig die bessere Option, als lange weiterzumachen. Das deutliche Zeichen aus Baselland solle nun für die anderen Passepartout-Kantone Signalwirkung entfalten – auch dort werde ja die Kritik immer lauter. «Anstatt weiterhin auf Evaluationen in x Jahren zu verweisen, abzuwarten und Geld für eine illusorische Didaktik zu verschwenden, muss Basel-Stadt endlich zur Räson kommen und entsprechend handeln», sagt sie.

Ein alternatives, obligatorisches Lehrmittel wäre ihrer Meinung nach eine gute, kostengünstige und pragmatische Lösung. Der Kanton Zürich habe so bereits früher für das Fach Englisch auf die vielen kritischen Stimmen reagiert und Erfolge erzielt. «Ein solcher Lösungsansatz ist einer Flut von Volksinitiativen in allen Passepartout-Kantonen vorzuziehen», sagt Christ. Aber das müsse rasch geschehen, denn die Idee, das Ende von Passepartout mittels Initiativen zu erzwingen, sei durch den Entscheid aus Liestal sicherlich gestärkt worden.


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