26. Februar 2018

Argumente statt Ideologie

Ich habe selten ein so uninformierten Kommentar im BT (Bieler Tagblatt) gelesen, wie denjenigen von Herrn Staub zur Abstimmung «Lehrpläne vors Volk». Der ständige Hinweis darauf, dass konservative und religiöse Kreise hinter dem Volksbegehren stehen, entbindet einen Journalisten doch nicht von der Aufgabe, alle Argumente zu prüfen. Das tut Herr Staub nicht, sondern plappert einfach das Behördenargumentarium nach.
Dafür haben wir nie gekämpft, 26.2. von Bruno Schaad


Er spricht von Schulkommissionen ohne zu erwähnen, dass mit atemberaubender Geschwindigkeit die Schulaufsicht unter dem Namen der Professionalisierung der Verwaltung unterstellt wird und die traditionellen Schulaufsichtsbehörden immer mehr verschwinden. So wird unsere Schule immer mehr der Öffentlichkeit entzogen.
Er spricht von ideologischen Kämpfen, die uns drohen, ohne zu bemerken, wie viel Ideologie in diesem Lehrplan steckt.

Mit der Umstellung auf einen kompetenzorientierten Lehrplan wird unsere Schule für eine OECD-Agenda fitgemacht, welche aus der Bildungsinstitution Volksschule in eine zweckorientierte Ausbildungsinstitution zu verwandeln droht. 

Die sozialdemokratische Partei verlangt in ihrem Parteiprogramm 2007 flächendeckende Teste mit Zertifikaten. Economie Suisse möchte die Klassen aufheben, unsere Zöglinge mit Computerprogrammen gemäss ihrem Stand individualisieren. Dazu benötigt man einen kompetenzorientierten Lehrplan. Und damit macht sich die Linke zu einem Steigbügelhalter neoliberaler Ideologie. Die Chancengleichheit, wofür wir linke Lehrkräfte in den 70er Jahren kämpften, droht so massivsten Schaden zu erleiden. Denn unter einem solchen Konzept leiden vor allem die benachteiligten Schichten.

Bologna, das durch die Unterschrift eines Staatssekretärs unser gesamtes Universitätssystem umkrempelte, ohne dass eine einzige demokratisch legitimierte Institution dazu hätte Stellung nehmen können, droht sich zu wiederholen. Um diese Fragen geht es. Den Initianten, wer immer dies ist, ist es hoch anzurechnen, dass Lehrer und Eltern, Politiker und Beamte sich zu dieser Grundsatzfrage äussern können.

Bruno Schaad, Sekundarlehrer, Grenchen

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