25. September 2017

Nidwalden untersucht Wirkung von altersdurchmischtem Lernen

Die gutbesuchte Generalversammlung des Lehrerverbands Nidwalden war reich mit Themen bepackt. Zur Sprache kam etwa, dass die Nidwaldner Lehrer mit ihren Obwaldner Kollegen das Zentralschweizer Schlusslicht beim Lohn bilden.
Die Löhne sind bei den Lehrern ein Dauerbrenner, Luzerner Zeitung, 21.9. von Marion Wannemacher


Der Lehrerverband Nidwalden (LVN) hat im Kanton einen wichtigen Stellenwert. Das zeigen allein die Mitgliederzahlen. Rund 400 Lehrerinnen und Lehrer sind im LVN organisiert, 75 Prozent von ihnen sind Frauen. Nach Schätzungen des Vorstandes mit genau gleicher Geschlechterverteilung gehören rund vier Fünftel aller Lehrpersonen im Kanton dem Verband an. Die Mehrzweckhalle Ennetbürgen war am Dienstag zur 123. Generalversammlung des LVN voll besetzt.

Wo der Schuh bei den Lehrern drückt, zeigte der Jahresbericht von Präsidentin Lea Lowth, die daraus einige Punkte besonders heraushob. Als «Teilerfolg» bezeichnete sie, dass die Klassenlehrpersonen der ersten bis vierten Klasse nach jahrelangem Seilziehen nun eine Funktionslektion zugesprochen bekommen. Diese soll dem Betreuungsaufwand der Klassenlehrperson gerecht werden. Noch aussen vor seien die Lehrpersonen im Kindergarten. «Wir sind in der Schulpräsidentenkonferenz dran», versprach Lowth.

Schlusslicht in der Gehälterskala der Zentralschweiz

Die Löhne sind bei den Lehrern in Nidwalden nach wie vor ein Dauerbrenner. Mit ihren Obwaldner Kollegen bilden die in Nidwalden angestellten Lehrer in Bezug auf die Gehälter ­ das Schlusslicht in der Zentralschweiz. Kindergartenlehrpersonen sollen nach dem Willen des Regierungsrats in ein höheres Lohnband angehoben werden. Die Entscheidung zur Umsetzung liege aber bei den Gemeinden und sei noch nicht erfolgt.

Res Schmid, Bildungsdirektor von Nidwalden, dankte den Lehrerinnen und Lehrern für ihre tägliche Arbeit: «Ihr seid neben den Eltern am wichtigsten für die Kinder und Jugendlichen.» Laut Schmid werden in Zusammenhang mit dem Lehrplan 21 Fächer wie Deutsch und Mathematik durch die markante Erhöhung der Anzahl von je 230 Lektionen zusätzlich pro Jahr gestärkt. Diese sollen dem Üben und Vertiefen dienen. Der Bildungsdirektor rief die Lehrer auf, die Schüler zur Teilnahme am Mint-Wettbewerb zu motivieren. Dieser soll das Interesse der Schüler für die sogenannten Mint-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik fördern. Nidwaldner Schüler haben im letzten Jahr bereits 24 Projekte eingegeben, deutlich mehr als in den Vorjahren. «Das Ziel ist, sie noch mehr dafür zu begeistern», sagte Res Schmid.

Nachdem Evaluationsergebnisse zu den Leistungen im Fach Französisch ungenügend ausgefallen seien, sollen Austauschprogramme mit dem Unterwallis und dem Jura organisiert werden, kündigte Schmid an. Vorhandene Programme wie der Besuch der französischsprechenden Person unter dem Projektnamen «Tante Amélie» werden fortgeführt, auch das Fach Französisch erhält bereits in der fünften und sechsten Klasse eine zusätzliche Lektion pro Woche.

Kritische Haltung zum lautgetreuen Schreiben

Zum Thema altersdurchmischtes Lernen fragte der Bildungsdirektor in die Runde der Lehrerschaft: «Wie gross ist der Nutzen wirklich?» Dieser Frage werde die Bildungsdirektion nachgehen. Ebenfalls kündigte er an, dass diese auch auf das lautgetreue Schreiben ihren Fokus legen werde. Schmid liess keinen Zweifel daran, dass er es als kritisch ansehe, wenn Schreibfehler zunächst toleriert und erst in späteren Klassen bewertet würden. Punkto Integratives Schulsystem unterstütze er, dass Integration nur so weit gefördert werde, «wie es für Lehrpersonen tragbar und für die Klasse nicht leistungs­mindernd ist». Aus den Ausführungen der Präsidentin war klar geworden, dass es in der Arbeitsgruppe und der Steuergruppe «viele rote Köpfe» gegeben hatte und bislang noch kein Konsens erzielt wurde. Man sei jedoch daran, zwei Grobkonzepte zur Auswahl zu erstellen.


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