25. September 2017

Digitale Medien sinnvoll einsetzen - tönt gut

In den nächsten Jahren werden Tablet und Co an der Volksschule Einzug halten – vom Kindergarten an. Das Bündner Tagblatt hat sich bei Experten über die Gefahren der Digitalisierung für Kinder erkundigt.
Für Sandra Locher Benguerel, Präsidentin des Vereins Lehrpersonen Graubünden, langjährige Primarlehrerin und Grossrätin der SP, dagegen ist es wichtig, dass digitale Medien im Schulzimmer sinnvoll und gezielt eingesetzt werden. 
Leserbrief, Südostschweiz, 25.9. von Markus Niederdorfer


«Gerade jüngere Kinder lernen stark durch soziale Interaktionen, diese sind besonders für die Sprachentwicklung zentral. Werden digitale Medien in Spiel- und Lernformen angewendet, so stellt dies eine Bereicherung der Lernwege in Form eines weiteren Zugangs dar.» Dies sei jedoch kein Ersatz bewährter Lernmethoden. Damit die Nutzung digitaler Medien nicht zu einer Reiz- oder Informationsüberflutung führe, würden die Schüler im Umgang mit digitalem Wissen angeleitet und begleitet werden. Ein weiteres Risiko stellt nach Meinung von Locher Benguerel der Jugend- und Datenschutz dar: «Insbesondere Jugendliche sollten darüber ausführlich informiert werden.» Die Gefahren sollen Kindern und Jugendlichen transparent aufgezeigt werden, damit der Einsatz digitaler Medien im Unterricht ein Gewinn sei. Viele Eltern müssen zuhause Nachhilfeunterricht geben, oder ihre Kleinen in Nachhilfestunden schicken, damit ihre Kinder die Grundlagen in Deutsch und Mathematik beherrschen lernen. In der Schule wird ja nicht mehr alles erklärt, die Kinder sollen selber herausfinden, wie sie lernen und was sie lernen. Hier von "Bereicherung der Lernwege in Form eines weiteren Zugangs" zu sprechen, sorgt für grosses Staunen. "Medien sinnvoll und gezielt einzusetzen", tönt auch schön. Wer die Funktionsweise des Belohnungssystems des Gehirns kennt, weiss, dass ein Kind nicht aufhören kann, wenn es über die APP oder das Lernprogramm die Belohnung erhält. Dies ist der erste Schritt in die Sucht. Wenn ihr Kind weniger Süssigkeiten essen soll, dann stellen sie die Schale auch nicht auf den Mittagstisch, damit ihr Kind lernt wegzugucken. Das funktioniert nicht. Das wissen alle Mütter und Väter. Hier müssen die Eltern gestärkt werden, die nicht wollen, dass ihr Kind im Kindergarten und den ersten Primarschulklassen mit digitalen Medien konfrontiert werden. Es geht hier nicht um die Frage "das Glas halb voll oder halb leer " zu sehen, sondern darum, dass der Staat alles tut, dass die Jüngsten ganz gesund bleiben. Der beste Jugend-und Datenschutz ist, wenn der Bevölkerung klar wird, dass dies keine elektronischen Lernhilfen sind, die ihr Kind voranbringen, sondern dieses in seiner natürlichen Entwicklung im Kindesalter gefährden. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen