Müsste man nicht die Lehrpersonen häufiger motivieren und stärken? Ihnen
aufzeigen, wie wichtig ihre Arbeit ist, dass sie nicht bloss arme Typen sind
oder sowieso zu viel verdienen. Sollte man nicht ihr Image aufbessern?
C. H.
C. H.
Liebe Frau H.Hm. Schwierig, schwierig. Denn die Schule ist ja keine
geschützte Werkstatt des zweiten Arbeitsmarkts. Man muss also schon davon
ausgehen, dass Lehrer(innen), die diesen Beruf ergreifen, dafür einigermassen
intrinsisch motiviert sind und auch über ein genügend stabiles Selbstvertrauen
verfügen, den Beruf auszuüben.
Müsste man Lehrer loben? Tages Anzeiger, 17.8. von Peter Schneider
Was die Imagepflege angeht, so stehe ich dem auch ziemlich kritisch
gegenüber. Zunächst einmal ist die Vorstellung, Lehrer(innen) müssten besonders
gepäppelt werden, dem Image des Berufes nicht gerade zuträglich. Achtung, die
man sich nicht selbst erwirbt – genauer: erarbeitet –, sondern beansprucht,
macht nicht froh, sondern vertieft eher das eigene Unbehagen. Man freue sich
als Lehrer(in) über seine langen Sommerferien, ohne jedem, der es nicht hören
will, unter die Nase zu reiben, dass die Ferien gar keine sind, sondern bittere
Wochen der Fort- und Weiterbildung. Das Buhlen um Anerkennung ist denkbar
kontraproduktiv.
Ich kenne das aus meinem Berufsstand der nichtärztlichen
Psychotherapeuten (-innen). Wenn diese sich in der Öffentlichkeit äussern, um
die Wichtigkeit ihres Berufes zu betonen, ist das oftmals unfreiwillig komisch.
Je mehr man betont, wie unentbehrlich und nützlich für die Gesellschaft man
ist, desto mehr weckt man Zweifel an dieser Unentbehrlichkeit. Je genauer man
vorrechnet, wie mies die Honorare im Vergleich mit anderen Berufen sind, desto
eher weckt man den Widerspruch, man habe sich den Beruf ja selber ausgesucht.
Wer ständig Respekt einfordert, bekommt am wenigstens davon ab. Einmal
habe ich als Argument für die Geringschätzung der nichtmedizinischen
Therapeuten sogar gelesen, man könne ja nicht einmal einen Patienten in die Klinik
zwangseinweisen. (Schade eigentlich. Wenigstens sollte man zum Ausgleich eine
Waffentrageerlaubnis bekommen.)
Kurz: Wer allzu sehr die eigene Wichtigkeit betont, erweckt damit weder
Sympathie noch Respekt, sondern schürt nur den Verdacht, da möchte jemand
seinen an sich durchaus legitimen Eigennutz als unbestreitbaren und
unverhandelbaren Gemeinnutz verkaufen.
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