18. August 2017

Reformen sind nicht schuld

Im vergangenen Jahrzehnt war unsere Schullandschaft geprägt von Veränderungen. Einerseits durch die Schulreform im Zusammenhang mit der nationalen Schulharmonisierung, zu der die Bevölkerung mit grossem Mehr Ja gesagt hat. Einer Harmonisierung, die in einer immer mobileren Schweiz sinnvoll und nötig ist. Dieses Ja hat die Bevölkerung an verschiedenen Abstimmungen jeweils bestätigt. So ist der Lehrplan 21 ein kleiner Teil dieses über 10-jährigen nationalen, demokratisch legitimierten Prozesses.
Schulharmonisierung Ja, Bildungsabbau Nein! Basellandschaftliche Zeitung, 17.8. von Miriam Locher, Jan Krichmayr und Roman Brunner

Andererseits wurde unser Schulsystem in den letzten Jahren immer wieder zum Spielball der Rechtskonservativen und so einige Male arg durchgeschüttelt. Und wir sprechen hierbei von allen Ebenen: der Primarstufe, über die Sekundarstufe 1 bis hin zur Sekundarstufe 2. Alle Bereiche sind von schädlichen Abbaumassnahmen und Veränderungen betroffen. Kurz gesagt: Der Neoliberalismus ist auch in der Schullandschaft I angekommen. Sei es nun bei den Arbeitsbedingungen der Lehrpersonen wie zum Beispiel den Lohnkürzungen und den Verschlechterungen bei der Pensionskasse. Aber auch in der Infrastruktur, beim Gebäudezustand und ganz generell bei den Investitionen in unsere Schulen, welche stetig abnehmen. Das Motto der Rechten und Neoliberalen lautet: Abbau, Abbau und nochmals Abbau. Die Baselbieter SP ist die einzige Partei im Landrat, die sich konsequent dagegen wehrt!

Schuld sind sicher nicht die Schulreformen
Die Gründe für diese schwerwiegenden und äusserst schlechten Umstände sind ganzsicher nicht in der Schulreform zu finden. Im Gegenteil. Die aktuelleSchulreform als Mittel für die Installation privatwirtschaftlicherGeschäftsmodelle in den öffentlichen Schulen darzustellen, ist schlicht falsch.Die wahren Gründe finden sich in der Politik, genauer in der Abbaupolitik der rechtskonservativen Kräfte. Die SP stört sich massiv an betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweisen auf das «Produkt» Schule. Bei der Vereinheitlichung der Prüfungsstandards beispielsweise hat sich die SP deshalb, im Gegensatz zur neoliberalen FDP, auch immer gegen Checks und Rankings gewehrt.

Dass Reformprozesse bei zahlreichen und kleinräumigen Schulsystemen nicht reibungslos ablaufen, liegt in der Natur der Sache. Und eine sorgfältige Evaluation und Anpassung der Reform ist auch aus unserer Sicht notwendig – wie es eben beim Beispiel des Fremdsprachenkonzepts «Passpartout» geschieht und auch dringend von Nöten ist.

Die Baselbieter SP sucht regelmässig den Kontakt zu und den Austausch mit den demokratisch legitimierten Lehrerorganisationen und Personalvertretungen LVB, vpod und AKK und trägt die Entscheide des Bildungsrates mit. Unsere Forderung nach einer Erhöhung des Lektionendeputats, also der Lehrpersonenlektionen pro Klasse, auf der Sekundarstufe 1 stärkt die Stundentafel, verbessert die Unterrichtsqualität und gibt dem Bildungsrat mehr Handlungsspielraum.

Die Baselbieter SP setzt sich für gute Arbeitsbedingungen für Lehrpersonen ein, da sie weiss, dass motivierte, gut ausgebildete und engagierte Lehrkräfte der wichtigste Faktor für den Bildungserfolg unserer Kinder und die Zukunft sind. Und die SP wehrt sich sehr dezidiert gegen reaktionäre Kräfte ohne demokratische Legitimation und gegen die rechte Abbaupolitik in Regierung und Parlament. Zum Wohle unser Kinder und unserer Zukunft.

Miriam Locher Fraktionspräsidentin SP, Primarlehrerin, Münchenstein. Jan Kirchmayr Landrat SP, Sekundarlehrer, Aesch. Roman Brunner Landrat SP, Gymnasiallehrer, Muttenz.

1 Kommentar:

  1. Gemäss den «Grundlagen für den Lehrplan 21» soll das bewährte Schweizer Bildungssystem auf die «Kompetenzorientierung» (Definition Weinert) der OECD umgebaut werden (www.lehrplan.ch/sites/defau....
    Die 1961 gegründete Wirtschaftsorganisation OECD will mit der
    «Kompetenzorientierung/-steuerung» und dem «selbstgesteuerten Lernen» den globalen Bildungsmarkt öffnen, der den Abbau der Souveränität der Staaten zur Folge hat und 2017 über 6000 Milliarden US-Dollar Umsätze (Computer, Tablets, Software, fixfertige Unterrichtseinheiten, Testbatterien usw.) für die globalen Bildungskonzerne bringen soll.
    Die Einführung «individualisierter», «selbstgesteuerter» Lernmethoden mit «Lernbegleitern» und der Gesamtschule führte in den 1980er Jahren in Grossbritannien zu sinkenden Leistungen. 1993 machte der Erziehungsguru der Labour-Partei seine eigene Partei für jahrzehntelanges Versagen in der Schulbildung und in der Vermittlung von moralischen Werten sowie dem
    Im-Stich-Lassen von schwächeren Schülern verantwortlich.

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