18. Juli 2017

St. Gallen hat kein Geld für Austauschprojekte

Schüleraustauschprojekte haben im Kanton St.Gallen einen schweren Stand und hängen oft vom Engagement der einzelnen Schulleiter und Lehrer ab. Änder dürfte sich daran vorerst nichts. Man habe weder Budget noch Ressourcen für den Austausch, heisst es von offizieller Stelle.

Kein Geld für Austauschprojekte, Zürichsee Zeitung, 10.7. von Fabienne Sennhauser

«Im Kanton St.Gallen kommt Austauschprojekten lediglich eine minimale Bedeutung zu.» So deutlich bringt der Uzner Schulleiter Jean-Michel Bruggmann seine Kritik auf den Punkt. Der engagierte Schulleiter würde sich wünschen, dass interkulturelle Schüleraustauschprojekte mehr bildungspolitische Unterstützung erfahren. Nur dank privaten Gönnern, der Unterstützung der Gemeinde Uznach und eigenen finanziellen Aufwendungen von Bruggmann konnten Schüler der Oberstufe Uznach heuer bereits zum zweiten Mal einen Auslandaufenthalt in Panama machen.

Von Seiten des Kantons gibt es wenig Hoffnung, dass sich dies künftig ändert. «Der Kanton St.Gallen hat derzeit kein Budget und auch keine Ressourcen für den Austausch zur Verfügung», sagt Andrea Schmid, kantonale Austauschverantwortliche (KAV) auf Anfrage der ZSZ. Ihre Aufgabe als KAV beschränke sich daher auf das Weiterleiten der Anfragen von Eltern und Lehrpersonen an die zuständigen Stellen, insbesondere an die nationale Agentur für Austausch und Mobilität Movetia.

Deutschweizer Kantone hinken hinterher
Die Aufgabe der Austauschverantwortlichen wird im Kanton St.Gallen, im Gegensatz zu vielen anderen Kantonen, denn auch nicht speziell entlöhnt. «Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kantons und der Austausch ist lediglich eines der zahlreichen Dossiers, die ich betreue.» Im krassen Gegensatz hierzu steht beispielsweise der Kanton Wallis. Dieser verfügt bereits seit 1991 über eine fixe Geschäftsstelle mit fünf Angestellten, die sich für Schüleraustauschprojekte engagieren.

Aber nicht nur das Wallis ist dem Kanton St.Gallen einen Schritt voraus: «Im Allgemeinen sind es die Kantone an der französischen Sprachgrenze, die bereits über eine sehr ausgeprägte Austauschkultur verfügen», sagt Kathrin Müller, Leiterin Kommunikation der nationalen Förderungsagentur für Austausch und Mobilität Movetia. Viele, – vor allem deutschschweizer – Kantone, würden sich der Thematik erst bewusst und entwickeln aktuell Austauschkonzepte, erklärt Müller weiter. Der Kanton St. Gallen gehöre ebenfalls zu diesen dazu. «Erst kürzlich hat darum ein sogenannter Kantonsbesuch stattgefunden, bei dem Movetia von einer sechsköpfigen Delegation von St.Galler Kantonsvertretern zu Gesprächen eingeladen wurde.»

Movetia ist die ofizielle Förderagentur des Bundes und hat die Aufgabe bis Ende 2017 eine gesamtschweizerische Strategie für den Austausch zu erarbeiten. Ihre längerfristige Vision sei es, dass alle Jugendlichen im Verlauf ihrer Ausbildung zumindest einmal an einem länger dauernden Austausch- und Mobilitätsprojekt teilnehmen können, erklärt Müller.

Keine Unterstützung für aussereuropäische Projekte
Bereits bietet die Stiftung verschiedene Programme an, die Austausch und Mobilität finanziell unterstützen. Allerdings beschränken sich diese auf interkantonale und europäische Projekte. Im Moment habe Movetia keine Möglichkeit aussereuropäische Austauschrojekte, wie jenes der Oberstufe Uznach, zu unterstützen, erklärt die Kommunikationsleiterin. «Wir sind allerdings erst seit dem 1. Januar 2017 aktiv und befinden uns noch im Aufbau.»

Bis auf weiteres dürfte das interkulturelle Austauschprojekt der Uzner Oberstufe also auch weiterhin vom Engagement ihres Schulleiters Jean-Michel Bruggmann abhängig sein. Davon lässt sich dieser aber nicht beirren. Gerne würde sich der Uzner gar aktiv an der Zusammenarbeit von Kanton und Movetia beteiligen.



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