18. Juli 2017

Aargau will Intensivweiterbildung streichen

Sechs Monate bezahlter Urlaub mit Weiterbildung nach eigenem Gusto: Dieses Privileg für Aargauer Lehrer steht nach 43 Jahren auf der Kippe und soll unter den Sparhammer kommen. Der Lehrerverband will das verhindern und warnt: Das gehe auf Kosten der Gesundheit.
6 Monate Sonderferien für Lehrer: Die Aargauer Regierung will diese streiche, der Lehrerverband warnt, Aargauer Zeitung, 6.7. von Jörg Meier


Dieses Angebot hat bereits eine 43-jährige Tradition, gilt auch im nationalen Vergleich als grosszügig und wird entsprechend geschätzt. Anrecht auf den bezahlten Urlaub haben Lehrpersonen und Schulleitungsmutglieder der Volksschule, wenn sie mindestens zwölf Jahre lang im Kanton Aargau unterrichtet haben.

Ein zweiter bezahlter Urlaub wird theoretisch nach weiteren zwölf Jahren Unterricht und nach zurückgelegtem 45. Altersjahr gewährt. Allerdings ist aufgrund der bereits eingeleiteten Sparmassnahmen und der damit verbundenen Reduktion der Plätze seit 2016 ein zweiter Urlaub gar nicht mehr möglich.

70 Teilnehmende pro Jahr

Die jährlich angebotenen 70 Plätze Intensivweiterbildung kosten den Kanton rund 3 Millionen Franken. Die Gemeinden leisten zusätzliche einen Beitrag von rund 1,3 Millionen Franken pro Jahr. Im Rahmen der Sanierungsmassnahme 2018 soll nun die Intensivweiterbildung auf den 1. August 2018 ersatzlos gestrichen werden.

Im Verlauf einer eingeschränkten Anhörung dürfen nun ausgewählte Verbände und Organisationen wie etwa Lehrerverband oder Gewerkschaftsbund der Regierung mitteilen, was sie von der Streichung des Angebots halten. Diese erweist sich als sehr simpel und besteht aus einer einzigen Frage: Das Bildungsdepartement möchte wissen, ob die Betroffenen mit der Streichung einverstanden sind oder nicht. Man muss kein Prophet sein, um Voraussagen zu können, wie die Stellungnahmen ausfallen werden.

Kathrin Scholl, stellvertretende Geschäftsführerin des Lehrerverbands, erklärt, dass der Verband die Streichung dezidiert bekämpfen werde. «Die Intensivweiterbildung ist bald der letzte Anreiz für Lehrpersonen im Aargau zu unterrichten», erklärt sie. Ein Wegfall verschlechtere die ohnehin schon nachteiligen Arbeitsbedingungen zusätzlich, was nicht akzeptierbar sei. Man habe für die erste Kürzung der Intensivweiterbildung auf das Schuljahr 2016/17 Verständnis gezeigt. Dass nun aber das Angebot noch ganz gestrichen werde, sei nicht nur schlecht für die Lehrpersonen, sondern auch für den Ruf des Kantons als Arbeitgeber.

Weiterbildung als Prävention

«Die Intensivweiterbildung wirkt auch als Prävention», erklärt Kathrin Scholl. Denn sie ermögliche Lehrpersonen, die schon Jahre lang für die Schule im Einsatz stehen, ihre Batterien wieder aufzuladen, den eigenen Unterricht zu reflektieren, Neues zu lernen – aber auch eine Zeit lang einfach etwas Distanz zum täglichen Schulbetrieb zu gewinnen. Schon seit einiger Zeit seien Schulleiter dazu übergegangen, in erster Linie jene Lehrpersonen für die Intensivweiterbildung vorzuschlagen, die sie genau aus diesen Gründen nötig hätten.

«Deshalb bin ich überzeugt, dass die Intensivweiterbildung mit ihrem präventiven Charakter zur Gesundheit der Lehrpersonen beiträgt.» Scholl fordert deshalb eine Gesamtsicht der möglichen Konsequenzen: Zwar könnte das BKS rund 3 Millionen Franken beim völligen Verzicht auf die Intensivweiterbildung einsparen; mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit würden aber nach Verlust dieser wirkungsvollen Prävention dann beim Gesundheitsdepartement entsprechend neue Kosten anfallen.
Trotz dieser klaren Worte: Auch hier braucht es keine prophetische Begabung um vorauszusagen, dass die Intensivweiterbildung für Lehrpersonen an der Volksschule in der bisherigen Form bald Geschichte sein wird.


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